Grundsätzliches zum Thema Haar
Aufbau
Das Haar unterliegt einem Wachstumszyklus, an dessen Ende es ausfällt und durch ein neues Haar ersetzt wird. Die Lebensdauer eines Haares kann bei einzelnen Menschen sehr unterschiedlich sein; es gibt dokumentierte Lebensdauern von über 10 Jahren. Im Durchschnitt liegt die Lebensdauer eines Haares bei etwa 2 – 6 Jahren.
Das Haar ist grob in drei Schichten aufgebaut. Die erste Schicht, Schuppenschicht oder Cuticula genannt, besteht aus flachen, übereinandergreifenden Zellen, vergleichbar mit einem Tannenzapfen. Sie besteht aus sechs bis zehn solcher Zelllagen. Die Schuppenschicht ist insofern wichtig, als diese den Gesundheitszustand des Haares am offensichtlichsten zeigt. Beim gesunden Haar liegt die Schuppenschicht flach an und ergibt so eine flache Oberfläche. Das Licht wird optimal reflektiert und ergibt so den gesunden Glanz des Haares.
Die Hauptmasse des Haares ist die Faserschicht (oder Faserstamm, lat. Cortex). Hier spielen sich alle für den Frisör relevanten chemischen Prozesse ab. Der Cortex besteht aus einer großen Zahl feinster Keratinfasern, den Fibrillen. Diese entstehen vermutlich dadurch, dass sich Cortexzellen aneinanderlagern. Die Verbindung zwischen den beiden Zellen wird durch den Zellmembrankomplex hergestellt, den man sich als eine Art Kittsubstanz vorstellen kann. Die Reißfestigkeit und Elastizität des Haares sind auf diese Verkittung zurückzuführen.
Im Inneren des Haares finden wir den Markkanal (lat. Medulla). Er besteht aus Zellwandungen, Abbauprodukten der Cortexzellen und Fetten. Der Markkanal ist für den Aufbau und die Struktur des Haares vermutlich ohne Bedeutung.
Zahlen
Menschen haben ca. 25.000 Körperhaare und (abhängig von der Haarfarbe) 90.000 (rot) bis 140.000 (blond) Kopfhaare.
täglicher Haarverlust: 60–100 Stück
Wachstumsrate: ca. 0,35 mm/Tag
Haardicke: 0,07 mm (Vellushaare) bis 0,12 mm (Terminalhaare)
Zugfestigkeit pro Haar: 200g
Haare wachsen ständig, auch bei Patienten, die im Koma liegen.
Haarformen
Die Art der Haarausbildung (glatt, gewellt, gelockt) hängt maßgeblich von der Haarform, also dem Haarquerschnitt, ab. Haare von Asiaten haben einen runden Querschnitt, wodurch sie meist sehr glatt sind. Der europäische Typ weist zumeist einen runden bis ovalen Querschnitt auf, wodurch die Haare glatt sind oder zur Bildung von Locken neigen. Afrikanische Menschen haben dagegen Haare mit stark elliptischen Querschnitt. Darum bilden ihre Haare auch sehr starke, kleine Locken.
Aufgaben und Funktionen der Haare (beim Menschen)
Lichtschutz: Haare absorbieren UV-Strahlung und schützen somit den Kopf vor schädlichen Einflüssen des Sonnenlichts.
Wärmeisolierung: Sie verhindern ein zu rasches Abkühlen des Kopfes.
Feuchtigkeitsregulierung: Die Haut ist mit Schweißdrüsen versehen. Überschüssige Feuchtigkeit wird von den Haaren absorbiert. Allgemeiner Irrtum: unbehaarte Körper riechen stärker als behaarte.
Hautflora: Auf jeder gesunden Haut leben Bakterien. Sie werden durch die Haare im richtigen Verhältnis gehalten.
Haarwachstum
Haare wachsen in Zyklen, ein Haarfollikel durchläuft dabei mehrere Phasen, die als Haarzyklus bezeichnet werden.
Anagenphase: In dieser Wachstumsphase bildet sich eine neue Haarwurzel, und die Produktion eines Haares beginnt. Die Anagenphase dauert ca. zwischen drei und sechs Jahren (die Dauer ist erblich vorgegeben). 85-90% der Haare auf der Kopfhaut befinden sich durchschnittlich in dieser Phase.
Katagenphase: In dieser Übergangsphase stellt die Matrix ihre Zellproduktion ein und der Haarfollikel verengt sich im unteren Bereich. Das Haar löst sich von der Papille und verkümmert. Der Haarfolikel verkürzt sich.
Telogenphase: Mit dieser Endphase, in der sich bis zu 18% der Kopfbehaarung befindet, erneuert sich die Haarpapille und der Haarfolikel regeneriert sich. Die Matrix entsteht wieder und beginnt mit der Zellteilung, wodurch ein neues Haar entsteht.
Bei Verdacht auf strukturelle Schäden der Haare oder zur Abklärung eines Haarausfalls wird ein Trichogramm angelegt. Dazu werden mit einer Pinzette 50 bis 100 Haare ausgezupft (nachdem drei Tage lang nicht gewaschen und nur vorsichtig gekämmt wurde). Unter dem Mikroskop werden anschließend die Haarwurzeln beurteilt und den einzelnen Wachstumsphasen zugeordnet. Normalwerte: Anagenhaare 85 Prozent, Katagenhaare 1 Prozent, Telogenhaare 13 Prozent. Der Rest entfällt auf defekte Haare.
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Ein Kommentar
Gut und ausführlicher Artikel über Haare. Gerade die Info das schwarzhaarige Menschen weniger Haare auf dem Kopf haben wie blondhaarige Menschen. Bei Haarchirurgie spielt zusätzlich neben der Haarfarbe, Haardicke und der Haarstruktur ebenso der Kopfhaut-Haarkontrast eine Rolle. Menschen mit niedrigem Kopfhaut-Haarkontrast – wie z.B helle Haare und helle Kopfhaut – erzielen mit niedrigeren Haardichten dennoch optisch gute Abdeckungen. Menschen mit hohem Kopfhaut-Haarkontrast benötigen im Gegenteil oft deutlich höhere Haardichten um gute optische Resultat zu erzielen.